Arbeitsgruppe „Stadttauben“
Wir setzen uns für das Wohl von Stadt- als auch Wildtauben ein. Wir sichern nahezu täglich Notfälle, versorgen sie tierärztlich, bringen sie in Pflegestellen unter und kümmern uns so lange um sie, bis sie entweder zurück in die Freiheit entlassen werden können oder ein artgerechter Lebensplatz gefunden ist.
Du möchtest eine Taube in Not melden? Bitte wende dich per Mail an agl@tierschutz-halle.de oder kontaktiere uns per Telegram unter 0159/04977841.
Du möchtest uns im Taubenschutz unterstützen? Wir sind immer auf der Suche nach ehrenamtlichen Helfern und Pflegestellen. Außerdem benötigen wir Futter, Vitamine und Zubehör für unsere Pfleglinge und müssen ihre Tierarztkosten bewerkstelligen. Schau dazu gern auf unserer Amazon Wunschliste vorbei oder übernimm eine Patenschaft.
Tauben sind Haustiere
Stadttauben sind die Nachkommen entflogener Haus- und Brieftauben, die der Mensch vor Jahrtausenden als Fleisch- und Eierlieferant, Produzent von Düngemittel und Briefbote aus der Felsentaube gezüchtet hat. Stadttauben sind also keine Wildtiere, sondern Haustiere. Vergleichbar mit Straßenkatzen lassen wir sie im Stich. Wir vertreiben sie mit Netzen, wehren sie mit Spitzen auf Simsen und Dächern sowie Klebepasten ab, vergiften, verscheuchen sie wie Ungeziefer und beschimpfen sie als Krankheitsüberträger. Dabei ist die gesundheitliche Gefährdung durch Tauben nicht größer als die durch andere Zier- und Wildvögel oder Haustiere. Tauben sind weitaus intelligenter als viele vermuten und können sogar menschliche Gesichter wiedererkennen. Dass sie sich in Innenstädten stark ausgebreitet haben, liegt an ihrer über Jahrzehnte angezüchteten Abhängigkeit vom Menschen und dessen Lebensraum. Als Folge dieser Überpopulation leiden viele Tauben unter Mangelernährung, Hunger und Krankheiten.
Die hohe Brutaktivität von Tauben ist durch gezielte Zucht genetisch bedingt und keine Folge von einem reichen Futterangebot. Die Tiere zeugen das ganze Jahr über Nachwuchs und reagieren bei der Zerstörung von Gelegen mit einer neuen Brut. Eine Studie an Taubenschlägen zeigte, dass sogar unter- und mangelernährte Tauben weiterhin Eier legen und Küken ausbrüten. Allerdings können sie den Nachwuchs nicht mehr ernähren und die Küken sterben im Nest. Nach ihrem Tod versuchen es die Tauben mit der nächsten Brut – ein Teufelskreis.
Der Mensch, das grausamste Raubtier
Stadttauben werden kaum von natürlichen Fressfeinden bedroht, allerdings stellt der Mensch, als grausamster Feind der Tauben, alle Raubtiere in den Schatten. Ehrenamtliche, die sich um die vernachlässigten Haustiere kümmern, erleben immer wieder schockierende Zustände und Grausamkeiten. Während bei vielen Haustieren glücklicherweise mittlerweile ein Bewusstsein für die Würde des Tieres geschaffen wurde, begegnen viele Menschen Tauben noch immer mit Ekel, Verachtung oder Gleichgültigkeit.
Viele Kommunen setzen zur Eindämmung der Populationen immer noch auf Tötungsaktionen, Abwehrvorrichtungen und Fütterungsverbote. Doch diese Maßnahmen sind meist nicht gesetzeskonform, sehr kostenintensiv, mit großem Leid für die Tiere verbunden und vor allem oftmals unwirksam. Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass die dezimierten Stadttaubenschwärme bereits nach wenigen Wochen wieder den ursprünglichen Bestand erreicht haben, teilweise sogar noch größer sind als zuvor. Tötungsmaßnahmen führen lediglich zur Verjüngung der Bestände. Das Töten von Tauben stellt außerdem einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar.
Tierschutzgerechte Lösungen
Die einzige wirksame und tierschutzgerechte Methode, um die Taubenpopulationen zu verkleinern und zur Gesunderhaltung der Tiere beizutragen, ist die Einrichtung betreuter, offener Taubenschläge. Dort werden die Stadttauben mit Wasser sowie artgerechtem Futter versorgt und sind vor Feinden wie Greifvögeln geschützt. So halten sie sich den Großteil ihrer Lebenszeit freiwillig im Inneren des Taubenschlages auf. Die Tiere brüten in den Schlägen, allerdings werden die Eier regelmäßig durch Attrappen ausgetauscht, damit die Tauben weiterhin bei ihrem Nest bleiben, aber ohne Nachwuchs zu produzieren. Folglich sind weniger Taubenschwärme in der Stadt zu beobachten und die Population und damit auch die Belästigung der Stadtbewohner durch bettelnde oder kranke Tauben nehmen ab.
In vielen Städten wird diese Methode, bekannt unter dem Namen „Augsburger Modell“, bereits erfolgreich durchgeführt. In anderen Regionen scheitert es allerdings an mangelndem Wissen über diese Problematik und fehlender Kooperation zwischen den Vereinen und der Stadt bzw. Gemeinde. Ein Problem ist beispielsweise die Bereitstellung von geeigneten Flächen für Taubenschläge. Die Schläge müssen dort errichtet werden, wo sich die Tauben aufhalten und nicht dort, wo sich niemand gestört fühlt. Dazu kommt die fehlende finanzielle Unterstützung der Vereine durch die Städte.
Betreute Taubenschläge in Halle (Saale)
Seit Frühjahr 2021 betreuen wir unsern ersten offiziellen Taubenschlag in Halle (Saale) auf dem Gelände des Hauptbahnhofes in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn. Mehr über das Projekt erfahret ihr hier.
Weiterführende Informationen des Deutschen Tierschutzbundes e.V. unter https://www.tierschutzbund.de/information/hintergrund/artenschutz/voegel/stadttauben