Balu
Balus Geschichte
Unsere französische Bulldogge Balu hat sich als echtes Überraschungspaket entpuppt. Da er die Kinder gebissen hatte, musste er damals sein Zuhause verlassen und kam im November 2020 zu uns. Wie sich schon nach kurzer Zeit bei uns herausstellte, steckte viel mehr dahinter. Anders als die meisten Hunde wurde Balu nicht wegen eines Beißvorfalls abgegeben, sondern hatte viele Male über mehrere Monate gebissen, wie wir später erfuhren. Er war auch keine gesunde Bulldogge. Sein Miniaturohr an der linken Seite ist nicht nur klein, sondern auch nicht intakt. Der komplette Gehörgang ist auf dieser Seite verschlossen. Er konnte also nie räumlich hören und hat keine Ahnung, wo die Geräusche herkommen, die er mit seinem guten Ohr wahrnimmt. Wie beängstigend und irritierend das sein muss, mag man sich nicht vorstellen. Seine Familie war schnell überfordert mit der dickköpfigen Bulldogge. Kinder im Haushalt sind bei seiner Behinderung besonders kritisch, da er äußerst schreckhaft ist. Liegt er auf seinem guten Ohr bekommt er nichts mit. Sein Gesicht war zudem schlimm zerkratzt, da er starke Symptome einer Allergie zeigte, die bis dahin nicht behandelt wurde. Mit hoher Wahrscheinlichkeit stammt er zudem von einem Vermehrer, der sogar behauptete, dass sein Ohr noch nachwachsen würde.
Seine vielen Rasseleiden – Harte Normalität für Qualzuchten
Allergien
Tägliche Allergietabletten lindern seine Symptome und die Futterumstellung auf ein Monoprotein brachte anfangs einige Monate Ruhe. Doch sein Gewicht konnte er bald nicht mehr halten. Kot- und Blutuntersuchung sowie Röntgen brachten keine Ergebnisse. Am Ende half uns eine Ernährungsberatung das richtige Futter zu finden. Mit Anallergenic von Royal Canin, einem besonders hoch verarbeiteten Futter, nahm er endlich wieder zu. Dennoch waren Futterumstellung und Allergietabletten nicht ausreichend, um den Juckreiz in Schach zu halten. Seitdem er das Allergiemittel Cytopoint zusätzlich gespritzt bekommt, war nach langer Leidensgeschichte endlich der Juckreiz besiegt. Vorausgesetzt er frisst unterwegs nicht ein Bröckchen Katzenfutter oder was sonst so alles auf der Straße liegt.
Augen
Durch die hervorstehenden Augen schließen seine Lider nicht richtig und seine Augen trocknen aus. Hier wird 2x täglich mit Augentropfen gegen das Austrocknen gekämpft. Nach drei Jahren musste auf ein stärkeres Präparat umgestellt werden, da die Augen immer wieder anfingen belegt zu sein.
Ohr
Auch sein übriges Ohr hatte immer wieder eine Entzündung. Die schmalgezüchteten Köpfe führen zu verengten Gehörgängen. Ohrenprobleme sind vorprogrammiert. Die Entzündungen häuften sich so oft, dass Spülungen und Behandlungen mit Medikamenten keine Dauerlösung sein konnte. Hatte er nun fast monatlich mit diesen Schmerzen zu kämpfen. Eine Ohrerweiterung 2023 sorgte endlich für Ruhe. Durch das Erweitern des Einganges kann das Ohr besser belüftet werden und Keime fühlen sich nicht mehr so Wohl.
Pfoten
Die enganliegenden Zehen sind auch immer wieder Nährboden für Hefepilzentzündungen an den Pfoten, die mit medizinischen Fußbädern immer wieder bekämpft werden.
Skelett
Die französische Bulldogge hat durch die weggezüchtete Rute und den gedrungenen Körperbau oft mit Keilwirbeln zu kämpfen und ist anfällig für eine Hüftdysplasie. Balu besitzt leider auch Keilwirbel, die zu Schmerzen beim Laufen führen. Seine Gelenke liegen so lose in der Hüftpfanne, dass eine weitere OP im Raum steht, damit die Gelenke nicht schmerzhaft rausrutschen.
Atmung
Zu allem Überfluss muss Balu einen nicht behandelten Bruch in seinen ersten Monaten erlitten haben. Das Gelenk ist auffällig dicker, da das Arthrose-durchzogene Gelenk immer poröser wird und versucht durch Verbreitern Stabilität zu gewinnen. Da er Anfang 2024 immer wieder anfing stark zu humpeln, wurde er einmal komplett geröntgt und dabei kam die Ursache zutage. Seitdem gibt es entzündungshemmende und Knochenstabilisierende Zusätze (Cortisan und Grünlippmuschelkalkpulver). Dies reichte aber auch bald nicht mehr aus. Somit kriegt er nun auch ein Schmerzmedikament einmal wöchentlich (Daxocoxx), um zumindest länger als 20 Minuten spazieren zu können. Mittlerweile fängt er an die Pfote nicht mehr richtig aufzusetzen, weswegen Physiotherapie angegangen wird.
Zahnfehlstellung
Das Gebiss einer Bulldogge ist durch die extreme Verkürzung alles andere als normal ausgebildet. Zahnfehlstellungen wo man hinsieht. Leider kommt es auch dazu, dass Zahnfleisch über die Zähne wuchert. Dies sollte Anfang 2025 bei einer Zahn-OP behoben werden. Das Zahn-CT zeigte jedoch, dass die schlecht wurzelnden Zähne weitere Problematiken aufwiesen. Ganze 6 Zähne mussten Balu an dem Tag gezogen werden. Es werden nicht die letzten sein.
Atemproblematik
Und das auffälligste aller Probleme ist natürlich die eingeschränkte Atmung durch enge Nasenschlitze, eine viel zu schmale Atemröhre und die zu kruze Schnauze mit dem zu langen Gaumensegel und der Riesenzunge, die Atmen und Abhecheln zu einer Schwerstaufgabe macht. Warme Tage schränken ihn extrem ein und heiße Tage bedeuten Lebensgefahr wegen Überhitzung.
Verhalten
Seine Krankheitsgeschichte ist lang und scheint nie zu Enden. Zu all dem Übel kommen noch seine starken Verhaltensauffälligkeiten. Weil sein aggressives Verhalten weit über das normale Maß hinaus ging, wollten wir mit einem MRT 2021 abklären, ob unfallbedingte oder angeborene Verwachsungen in seinem Kopf die Ursache sein könnten. Denn neben dem fehlenden Ohr „ziert“ auch eine riesige Narbe sein Kinn von Geburt an. Das MRT war unauffällig. Die schlechte Zucht kann auch Ursache für sein schwaches Nervenkostüm sein.
Sein Beißen ist in für ihn schwierigen Situationen so ritualisiert, dass es ohne Vorwarnung sofort ausgelöst wird. Seine Pflegestelle hat ein Jahr gebraucht, um ihn richtig anfassen zu können. Inzwischen ist der dauergestresste Rüde im heimischen Umfeld zur Ruhe gekommen und genießt Streicheleinheiten auf dem Sofa. Kontakt von Fremden zulassen, ist auch nach Jahren nicht denkbar. Ein Maulkorb wurde auftrainiert, hält auf der kurzen Schnauze aber nicht gut genug. Mit Hilfe unseres Hundetrainers konnten wir für ihn mehr Lebensqualität erreichen.
Er wird leider niemals ein gut sozialisierter einfacher Hund werden. Seine Sozialisierungsphase war offenbar furchtbar und im wichtigen Junghundalter wurde nie geübt, Frust auszuhalten und Toleranz zu entwickeln. Er bleibt ein Hund mit Handicap, der viel Management, Voraussicht und bedachten Umgang benötigt. Er darf sein Leben bei seiner Pflegemama verbringen, bleibt aufgrund der hohen finanziellen Medi-Kosten aber unser Patentier.
Für Balu suchen wir liebe Pat*innen, die unserem Unglückskandidaten die zahlreichen Medikamente ermöglichen, die er bis an sein Lebensende brauchen wird und die immer wieder anfallenden OPs mit stemmen.
Kontakt:
Tierschutz Halle e.V.
0345 20 24 101
info@tierschutz-halle.de