Balu

Unsere französische Bulldogge Balu hat sich als echtes Überraschungspaket entpuppt. Da er die Kinder gebissen hatte, musste er damals sein Zuhause verlassen. Wie sich schon nach kurzer Zeit bei uns herausstellte, steckte viel mehr dahinter. Anders als die meisten Hunde wurde Balu nicht wegen eines Beißvorfalls abgegeben, sondern hatte viele Male über mehrere Monate gebissen, wie wir später erfuhren. Er war auch keine gesunde Bulldogge. Sein Miniaturohr an der linken Seite ist nicht nur klein, sondern auch nicht intakt. Der komplette Gehörgang ist auf dieser Seite verschlossen. Er konnte also nie räumlich hören und hat keine Ahnung, wo die Geräusche herkommen, die er mit seinem guten Ohr wahrnimmt. Wie beängstigend und irritierend das sein muss, mag man sich nicht vorstellen. Seine Familie war schnell überfordert mit der dickköpfigen Bulldogge. Kinder im Haushalt sind bei seiner Behinderung besonders kritisch, da er äußerst schreckhaft ist. Liegt er auf seinem guten Ohr bekommt er nichts mit und erschreckt sich bei
Störungen.

Sein Gesicht war schlimm zerkratzt, da er starke Symptome einer Allergie zeigte, die bis dahin nicht behandelt war. Mit hoher Wahrscheinlichkeit stammt er zudem von einem Vermehrer, der behauptete, dass sein Ohr noch nachwachsen würde. Weitere typische Rassekrankheiten erhärteten den Verdacht. Durch die hervorstehenden Augen schließt eines der Lider nicht richtig und sein Auge trocknet aus. Zu den täglichen Augentropfen, kommen noch wöchentliche Ohrenspülungen hinzu. Er hatte im letzten Jahr gleich 2 schlimme Ohrenentzündungen. Die schmalgezüchteten Köpfe führen zu verengten Gehörgängen. Entzündungen sind vorprogrammiert. Im Winter folgte dann noch eine Hefepilzentzündung zwischen den Zehen, auch ein typisches Problem der Rasse.
Tägliche Allergietabletten lindern seine Symptome und die Futterumstellung auf ein Monoprotein brachte einige Monate Ruhe. Doch sein Gewicht konnte er bald nicht mehr halten. Kot- und Blutuntersuchung sowie Röntgen brachten keine Ergebnisse. Am Ende half uns eine Ernährungsberatung das richtige Futter zu finden. Mit Anallergenic, einem besonders hoch verarbeiteten Futter, nahm er endlich wieder zu. Seine Krankheitsgeschichte ist lang und endet leider nicht hier, denn die nächste Baustelle hat sich angekündigt. Ein nicht abheilender Abszess, der vielleicht auch ein Tumor sein könnte, hat sich gebildet. Die OP dazu ist am 05. Juli und wird – wie eigentlich alle medizinischen Maßnahmen bei Balu – nicht billig werden.

Zu all dem Übel kommen noch seine starken Verhaltensauffälligkeiten. Fremde oder Personen, die er nur ab und sieht, können ihn nicht anfassen. Weil sein aggressives Verhalten weit über das normale Maß hinaus geht, wollten wir mit einem MRT abklären, ob unfallbedingte oder angeborene
Verwachsungen in seinem Kopf sie Ursache sein könnten. Denn neben dem fehlenden Ohr „ziert“ auch eine riesige Narbe sein Kinn von Geburt an. Das MRT war unauffällig.
Sein Beißen ist in für ihn schwierigen Situationen so ritualisiert, dass es ohne Vorwarnung sofort ausgelöst wird. Seine Pflegeeltern haben ein Jahr gebraucht, um ihn richtig anfassen zu können. Inzwischen ist der dauergestresste Rüde im heimischen Umfeld zur Ruhe gekommen und kann sogar Streicheleinheiten auf dem Sofa genießen. Das Maulkorbtraining ist gut vorangeschritten und nach etwas Suche ist nun auch der Hundetrainer gefunden, mit dem intensiv an Balus Problemen gearbeitet werden kann. Er wird leider niemals ein gut sozialisierter einfacher Hund werden. Seine Sozialisierungsphase war offenbar nicht gut und im wichtigen Junghundalter wurde nie geübt, Frust auszuhalten und Toleranz zu entwickeln. Er bleibt ein Hund, der viel Management, Voraussicht und bedachten Umgang benötigt. Dennoch geben wir nicht auf und wollen sein Leben lebenswerter machen. Bis eine Vermittlung unbedenklich ist, suchen wir liebe Pat*innen, die unserem Unglückskandidaten Medikamente, Training und Futterversorgung ermöglichen.

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